Discussion:
Unfallbeteiligung und -verursachung nach Altersklassen (was: Rentner im Strassenverkehr)
(zu alt für eine Antwort)
Bernd Sluka
2003-08-19 17:38:39 UTC
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Am Mon, 18 Aug 2003 20:36:41 +0200 schrieb Guenter Schink in
Gruß Günter, wäre an realen Unfallzahlen nach Altersgruppen und
Km-Leistung interessiert ...
Für die Verkehrsbeteilgung liegen im Moment nur Daten aus 1991 vor,
daher alles bezogen auf das Jahr 1991. Diese Daten geben auch die
Aufteilung nach Altersklassen vor, weil genauere nich vorhanden sind.

Personenkraftwagen: Beteiligte, Hauptverursacher und Folgen

Alter- Verkehrs- Beteiligte Haupt- Verletzte Getötete
klasse beteiligung verursacher bei den verurs. Unfällen

18-20 376,5 56564 37305 56301 1174
21-24 1199,5 81456 46333 67000 1473
25-44 6332 222901 111527 155077 3302
45-64 4211,4 103432 49730 67754 1101
= 65 703,7 22676 14735 21272 498
Jahr: 1991
Unfalldaten: Statistisches Bundesamt, Fachserie 8, Reihe 7
Verkehrsbeteiligung in Millionen Stunden (nur Pkw-Fahrer) aus
H. Hautzinger, B. Tassaux-Becker, R. Hamacher, Verkehrsunfallrisiko in
Deutschland, BASt, Bericht M 58, 1996

Daraus berechnet:


Alters- Beteiligte Haupt- Verletzte Getötete Verursacher-
klasse verursacher je 1000 verursachte anteil bei
je Million Stunden Unfälle Unfällen

18-20 150 99 1509 31,5 66,0%
21-24 68 39 1446 31,8 56,9%
25-44 35 18 1390 29,6 50,0%
45-64 25 12 1362 22,1 48,1%
65 und mehr 32 21 1444 33,8 65,0%

Problematisch ist, daß die Daten nur für die Altersklasse ab 65
vorliegen, während die Diskussion bisher um die Fahrer ab 75 ging.
Aber man sieht auch hier: Sie sind nicht weniger an Unfällen beteiligt
als Fahrer mittleren Alters. Dafür steigt der Verursacheranteil wieder
und die Zahl der verursachten Unfälle je Verkehrsbeteiligung nimmt
gegenüber dem mittleren Alter ebenfalls zu.

Abschätzen läßt sich, daß die genannten Zahlen mit hohem Alter nochmals
stark ansteigen. Zum einen liegt, wie Ausgangspunkt der Diskussion war,
der Verursacheranteil der 75-jährigen (und älteren) Autofahrer bei 75%.
Zum anderen verursachen Fahrer dieser Altersklasse grob gesagt genauso
viele Unfälle wie 65- bis 70- und wie 70- bis 75-jährige (genauer: etwa
6000, etwa 4000, etwa 5000), obwohl sie sicherlich einen geringeren
Anteil an der Verkehrsbeteiligung haben (weil weniger leben und noch
weniger einen Führerschein haben).

Auffällig ist auch die besondere Schwere der Unfälle mit Beteiligung
älterer Fahrer. Darin enthalten sind aber auch diese Fahrer selbst und
ihre Insassen, worauf Elke bereits hin wies. Daß ältere Menschen im
Straßenverkehr eher verletzt werden ist ein allgemein zu beobachtendes
Phänomen, z.B. auch als Fußgänger oder Radfahrer (wo sie die
gefährdetste Gruppe stellen).

Die Gruppe der älteren Autofahrer erweist sich damit als die in der
Unfallhäufigkeit als die "zweite Risikogruppe" nach den jungen Fahrern.

Ich weise auch darauf hin, daß die Zahl der Hauptverursacher der
Altersklasse ab 65 inzwischen um mehr als 50% gestiegen ist. Das Problem
entwickelt sich erst richtig, da die absolute Zahl der Fahrer hohen
Alters und damit dieser Unfälle zunimmt. Es wäre also *jetzt* an der
Zeit, Maßnahmen zu ergreifen, bevor sich diese Zunahme zu einem
tatsächlichen Sicherheitsproblem auswächst.
--
A || Bernd Sluka
A A u u ==##== ooo
AAAAA u u || o o Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie
A A uu || ooo Ihren Arzt, die Umwelt oder Ihre Kinder
Guenter Schink
2003-08-19 20:13:45 UTC
Permalink
Bernd Sluka meinte
Post by Bernd Sluka
Am Mon, 18 Aug 2003 20:36:41 +0200 schrieb Guenter Schink in
Gruß Günter, wäre an realen Unfallzahlen nach Altersgruppen und
Km-Leistung interessiert ...
Für die Verkehrsbeteilgung liegen im Moment nur Daten aus 1991 vor,
daher alles bezogen auf das Jahr 1991. Diese Daten geben auch die
Aufteilung nach Altersklassen vor, weil genauere nich vorhanden sind.
[ ... umfangreiches Material gesnippt ...]
An dieser Stelle noch einmal mein Dank. Diese Zahlen halte ich denn
doch für aussagekräftig, ganz im Gegensatz zu den komischen %Angaben
in der Fernsehsendung.
Post by Bernd Sluka
Abschätzen läßt sich, daß die genannten Zahlen mit hohem Alter nochmals
stark ansteigen. Zum einen liegt, wie Ausgangspunkt der Diskussion war,
der Verursacheranteil der 75-jährigen (und älteren) Autofahrer bei 75%.
Zum anderen verursachen Fahrer dieser Altersklasse grob gesagt genauso
viele Unfälle wie 65- bis 70- und wie 70- bis 75-jährige (genauer: etwa
6000, etwa 4000, etwa 5000), obwohl sie sicherlich einen geringeren
Anteil an der Verkehrsbeteiligung haben (weil weniger leben und noch
weniger einen Führerschein haben).
Es fällt da wohl leicht sich vorzustellen, dass es eine altersmäßig
steil nach oben zeigende Kurve gibt. Problematisch für eine pauschale
Bewertung ist sicherlich, dass die individuellen Fähigkeiten gerade im
Alter extrem unterschiedlich ausfallen werden. Da das Individuum an
sich "unfehlbar" ist, wird eine Selbstkontrolle wohl nicht
funktionieren. Ähnlich wie für den Führerschein C1 etc. ab Alter 50
alle 5 Jahre eine ärztliche Untersuchung fällig ist, sollte das ab
einem erhöhten Risikoalter für alle in einem kürzeren Zeitraum
stattfinden.

Noch besser ist es wahrscheinlich, wenn jeder in festgelegten
Zeitintervallen nachweisen müsste, dass er nicht nur körperlich zum
Führen eines Gerätes, welches ohnehin einer erweiterten
Gefährdungshaftung unterliegt, geeignet ist - heul- :-)
Guenter Schink
2003-08-19 20:17:33 UTC
Permalink
Bernd Sluka meinte
Post by Bernd Sluka
Am Mon, 18 Aug 2003 20:36:41 +0200 schrieb Guenter Schink in
Gruß Günter, wäre an realen Unfallzahlen nach Altersgruppen und
Km-Leistung interessiert ...
Für die Verkehrsbeteilgung liegen im Moment nur Daten aus 1991 vor,
daher alles bezogen auf das Jahr 1991. Diese Daten geben auch die
Aufteilung nach Altersklassen vor, weil genauere nich vorhanden sind.
[ ... umfangreiches Material gesnippt ...]
An dieser Stelle noch einmal mein Dank. Diese Zahlen halte ich denn
doch für aussagekräftig, ganz im Gegensatz zu den komischen %Angaben
in der Fernsehsendung.
Post by Bernd Sluka
Abschätzen läßt sich, daß die genannten Zahlen mit hohem Alter nochmals
stark ansteigen. Zum einen liegt, wie Ausgangspunkt der Diskussion war,
der Verursacheranteil der 75-jährigen (und älteren) Autofahrer bei 75%.
Zum anderen verursachen Fahrer dieser Altersklasse grob gesagt genauso
viele Unfälle wie 65- bis 70- und wie 70- bis 75-jährige (genauer: etwa
6000, etwa 4000, etwa 5000), obwohl sie sicherlich einen geringeren
Anteil an der Verkehrsbeteiligung haben (weil weniger leben und noch
weniger einen Führerschein haben).
Es fällt da wohl leicht sich vorzustellen, dass es eine altersmäßig
steil nach oben zeigende Kurve gibt. Problematisch für eine pauschale
Bewertung ist sicherlich, dass die individuellen Fähigkeiten gerade im
Alter extrem unterschiedlich ausfallen werden. Da das sich selbst
betrachtende Individuum an sich "unfehlbar" ist, wird eine
Selbstkontrolle wohl nicht funktionieren. Ähnlich wie für den
Führerschein C1 etc. ab Alter 50 alle 5 Jahre eine ärztliche
Untersuchung fällig ist, sollte das ab einem erhöhten Risikoalter für
alle in einem kürzeren Zeitraum stattfinden.

Noch besser ist es wahrscheinlich, wenn jeder in festgelegten
Zeitintervallen nachweisen müsste, dass er nicht nur körperlich zum
Führen eines Gerätes, welches ohnehin einer erweiterten
Gefährdungshaftung unterliegt, geeignet ist - heul- :-)

Gruß Günter, hoffend dass das Canceln des grußlosen Beitrags geklappt
hat, sonst ists halt doppelt :-)
Braca
2003-08-19 22:27:35 UTC
Permalink
On Tue, 19 Aug 2003 22:17:33 +0200, Guenter Schink
Post by Guenter Schink
Es fällt da wohl leicht sich vorzustellen, dass es eine altersmäßig
steil nach oben zeigende Kurve gibt.
Es ist vorstellbar, aber ob sie auch realisiert wird, ist was anderes.
Viele alte Leute lassen das aktive Führen eines Kfz sein, weil sie
spüren, der Sache nicht mehr gewachsen zu sein und ab einen bestimmten
Alter hört es sowieso auf, weil Alzheimer greift. Die stehen dann
zunehmend vor dem Gerät und wissen nichts mit anzufangen. Ergo ergibt
sich dieses Problem allenfalls für die Alten in der Übergangszeit,
wenn sie bereits starrsinig sind, aber noch nicht gemerkt haben, das
sie nicht mehr so können.
Post by Guenter Schink
Problematisch für eine pauschale
Bewertung ist sicherlich, dass die individuellen Fähigkeiten gerade im
Alter extrem unterschiedlich ausfallen werden.
50% aller über 80-jährigen in Pflegeheimen leiden an Alzheimer.
Alzheimer und andere Formen der Altersdemenz sind auch bei häuslich
versorgten Alten sehr verbreitet. Personen, die über 80 sind und noch
Auto selber fahren, sind sehr selten.
Post by Guenter Schink
Da das sich selbst
betrachtende Individuum an sich "unfehlbar" ist, wird eine
Selbstkontrolle wohl nicht funktionieren.
Da ist was dran. Ich kenne aber ettliche alte Menschen, die bewußt
nicht mehr Auto fahren, weil sie sich dem nicht mehr gewachsen fühlen
und noch nicht an irgendeiner Demenz leiden. Die sagen, es geht alles
zu schnell für sie im Verkehr. Die haben oft noch ein Auto, lassen
sich aber von Verwandten fahren.
Post by Guenter Schink
Ähnlich wie für den
Führerschein C1 etc. ab Alter 50 alle 5 Jahre eine ärztliche
Untersuchung fällig ist, sollte das ab einem erhöhten Risikoalter für
alle in einem kürzeren Zeitraum stattfinden.
So ab 65 vielleicht. Mit Sicherheit ab 70 und Leute ab 78 sollten alle
3 Monate zum Arzt deswegen. Alzheimer kommt in Schüben und hat dann
sehr plötzliche sehr starke Veränderungen der geistigen Fähigkeiten
zur Folge. Gestern konnte sie noch vieles und heute fragt sie dich,
wer der Mann ist, der da in ihrem Schlafzimmer steht (Es ist ihr Mann,
mit dem sie seit 60 Jahren verheiratet ist.).
Post by Guenter Schink
Noch besser ist es wahrscheinlich, wenn jeder in festgelegten
Zeitintervallen nachweisen müsste, dass er nicht nur körperlich zum
Führen eines Gerätes, welches ohnehin einer erweiterten
Gefährdungshaftung unterliegt, geeignet ist - heul- :-)
Finde ich falsch. Es gibt keinen Grund, die Erlaubnis zum Führen eines
Kfz. für normal gesunde Menschen zu erhöhen. Der Verkehr muß so
geregelt werden, das er von Normalen beherrscht werden kann, ohne das
Können eines Fangio oder Schumacher erreichen zu müssen. Ganz im
Gegenteil müssen die Geschwindigkeitsspitzen gekappt werden. Diese
verursachen Unfälle nur weil einige sich an der Geschwindigkeit
befriedigen. Das muß nicht sein. Dazu ist die Straße nicht da. Wer
sowas braucht, soll sich Zeit auf einer Rennstrecke mieten.

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